Über das Recht auf Grenzen
„Nicht über uns ohne uns!” So lautet der Leitgedanke der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung. Wir alle haben Anspruch auf ein Leben, in dem nicht andere über uns bestimmen.
Der Hintergrund
Wessen Nähe suche ich? Welche Zärtlichkeit mag ich? Wen umarme ich gerne und wen halte ich auf Abstand? Das Recht von Menschen mit Behinderung, über ihren Körper und ihre Sexualität zu bestimmen, muss ganz besonders geschützt werden. Denn Menschen mit geistiger oder körperlicher Behinderung werden immer noch häufig Opfer von sexualisierter Gewalt. Täterinnen und Täter nutzen bestehende Abhängigkeitsverhältnisse sowie die eigene körperliche und geistige Überlegenheit aus. Im Austausch mit Fachleuten aus Integrationsprojekten haben wir vor diesem Hintergrund das zweiteilige Theaterprogramm Ja! und Nein! und Lass das sein! speziell für Menschen mit Behinderung entwickelt. Mit theaterpädagogischem Spiel, einfacher Sprache und viel Interaktion machen wir gemeinsam die Erfahrung, dass jeder Mensch körperliche Grenzen hat. Und wir finden heraus, wie sich diese erkennen, beschützen und verteidigen lassen – ganz egal, wer sie überschreitet.
Die Handlung
Moni geht es nicht gut, weil Mark aus der Werkstatt sie anfasst, wie und wo sie es nicht will. Und zunächst findet sie keinen, der ihr das glaubt. Harry steigt in ein fremdes Auto und wird von der unbekannten Fahrerin bedrängt. Moni verabredet im Chat ein Treffen. Doch der neue Bekannte ist ein Exhibitionist, der sie erschreckt, als sie gerade Blumen fotografieren will. In kurzen Szenen erzählen wir von Momenten, in denen Grenzen überschritten werden und sexualisierte Gewalt stattfindet. Alle Geschichten sind nah an der Wirklichkeit des Publikums erzählt und leicht zu verstehen. Und sie zeigen immer einen Weg auf, der zu einer guten Lösung führt.
Das theaterpädagogische Konzept
Erst nachdem unsere Schauspielerin und unser Schauspieler sich vorgestellt und mit dem Publikum bekannt gemacht haben, schlüpfen sie in ihre Rollen. Während der Geschichten verlassen sie diese Rollen immer wieder und fassen in klaren Worten zusammen, was die Hauptfiguren gerade erlebt haben. Dabei ist auch die Meinung der Zuschauerinnen und Zuschauer gefragt. Wie geht es Moni jetzt? Hat Harry etwas falsch gemacht? Wie könnte er sich schützen? Wer könnte jetzt weiterhelfen? Die Szene dann noch einmal mit Happy End zu erleben, tut allen gut und bleibt in Erinnerung. Genau wie unser Song, der es einfach auf den Punkt bringt: "Ich sage Ja! – dann will ich es. Ich sage Nein! – dann lässt du es."
Die Lernziele
Am Ende muss eines absolut klar sein: Sexualisierte Gewalt ist, wenn uns jemand an Vulva, Brust, Penis und Po berührt und wir das nicht wollen. Und: Das ist verboten. Es ist uns wichtig, unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer für ihre Grenzen zu sensibilisieren und ihr Vertrauen in die eigene Wahrnehmung zu stärken. Außerdem geben wir ihnen ganz konkrete Verhaltensregeln mit: Die Frage „Weiß jemand, wo ich bin?” schützt im Umgang mit fremden Menschen davor, sich alleine einer unsicheren Situation auszusetzen. Gemeinsam versuchen wir auch zu klären, wer die nächste Person unseres Vertrauens ist. Alle sollen sich zuletzt ganz sicher sein: Es gibt immer Menschen, die mir helfen wollen und können.
»Der tpw gelingt es, ein tabuisiertes Thema didaktisch soweit zu reduzieren, dass es von vielen Menschen mit Behinderung verstanden wird. Auch Einrichtungen der Behindertenhilfe profitieren von diesem Programm.«
Bei Ihnen vor Ort wollen wir vor allem eines aufbauen – eine vertrauensvolle Beziehung zu unserem Publikum. Deshalb brauchen wir keine große Bühne – sondern nur ein bisschen Raum und Zeit fürs gemeinsame Erleben, Reden und Spielen.
Das Programm richtet sich an Menschen mit geistiger Behinderung in der Ober- und Berufspraxisstufe sowie in Betreuungseinrichtungen und Werkstätten.
Für ein Engagement benötigen wir mindestens 2 Gruppen mit jeweils max. 30 Personen. Wir kommen zweimal zu Ihnen und arbeiten jeweils 1 Stunde pro Gruppe.
Wir benötigen eine freie Spielfläche von ca. 6 x 6 m in einem Mehrzweckraum.
Eine Präsentationsaufführung für Fachkräfte und Interessierte kostet 480 € zzgl. 0,40 €/ km Fahrtkosten. Eine Aufführung kostet pro Gruppe für das gesamte Programm 460 € zzgl. 0,40 € / km Fahrtkosten für zwei Hin- und Rückfahrten. Für eine 3. Aufführung am selben Tag/selben Ort gibt es einen Sonderpreis von 400 €. Sollte es notwendig sein, entstehen zusätzlich Übernachtungskosten für 2 Einzelzimmer.